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23.06.2021

Expedition Erdreich: Mit Teebeuteln den Boden erforschen

Das Forschungsmuseum Schöningen nimmt gemeinsam mit Partnern aus der Region wie der Eichendorffschule Schöningen, dem BUND Helmstedt und der Kreisarchäologie Helmstedt an der Initiative »Expedition Erdreich« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung teil. Dabei werden deutschlandweit genormte Teebeutel vergraben, drei Monate lang der Zersetzung ausgesetzt und anschließend wieder ausgegraben, um den Zustand des Bodens zu erforschen.

Im Alltag schenken wir dem Boden unter unseren Füßen kaum Beachtung. Dass er Wasser aufnimmt und filtert, ein Lebensraum für unvorstellbar viele Lebewesen ist, Kohlenstoff speichern kann und die absolute Grundlage unserer Ernährung darstellt, machen wir uns selten genug bewusst. Kommen viele glückliche Zufälle zusammen, kann der Boden sogar Gegenstände über hunderttausende von Jahren konservieren, die sonst in kurzer Zeit zersetzt worden wären. Ein prominentes Beispiel dafür sind die Schöninger Speere.

Die Initiative »Expedition Erdreich« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) will deswegen auf die Bedeutung des Bodens aufmerksam machen und ihn stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken. Ziel der Aktion ist es, gemeinsam mit der Wissenschaft den Zustand des Bodens in Deutschland zu erforschen. Dafür werden deutschlandweit genormte Teebeutel vergraben, drei Monate lang der Zersetzung ausgesetzt und dann wieder ausgegraben. Der nach dem Ausgraben gemessene Gewichtsverlust verrät, wieviel Tee im Boden abgebaut wurde.

Die Zersetzungsrate im Boden hängt von verschiedenen Abbaueigenschaften ab. Deshalb werden zusätzlich zum Tea-Bag-Index noch der pH-Wert und die Bodenart bestimmt. Zusammen verraten diese Daten den Wissenschaftler*innen etwas über die »Fitness« des Bodens. Die Daten fließen nach Abschluss der Aktion in eine europäische Datenbank ein, sodass sie auch über Landesgrenzen hinaus verglichen werden können.

Das Forschungsmuseum Schöningen begleitet die Aktion in der Region, vernetzt die Teilnehmenden und präsentiert die Ergebnisse dieses spannenden Projektes der Öffentlichkeit. Die seit der Jungsteinzeit genutzten fruchtbaren Lössböden einerseits und die extrem jungen, menschengemachten Kippenböden des ehemaligen Braunkohletagebaus andererseits machen den Landkreis Helmstedt zu einem besonders interessanten Untersuchungsgebiet.

An der Aktion beteiligen sich neben dem Museum auch die Eichendorffschule Schöningen, der BUND Helmstedt, die Kreisarchäologie Helmstedt sowie Landwirt Ernst Heinrich Wietfeld aus Hohnsleben. Im Sinne der Bürgerwissenschaft untersuchen die Teilnehmenden jeweils zwei Standorte in acht Zentimetern Bodentiefe, die durch ihre Unterschiedlichkeit geprägt sind: Die Eichendorffschule Schule vergräbt Teebeutel im eigenen Schulgarten und auf einem Kippenboden bei Esbeck. Die BUND Kreisgruppe Helmstedt stellt eine intakte Waldfläche einem Waldboden gegenüber, der durch Befahren stark verdichtet ist. Bei Hohnsleben wird ein Acker beprobt, der teils auf natürlichem Boden und teils auf einem verfüllten Tagebau angelegt ist. Die Kreisarchäologin des Landkreises Helmstedt, Agathe Palka, hat Teebeutel in archäologisch bereits erforschten Arealen vergraben. Wo genau, wird nach dem Ausgraben verraten. Ausgebuddelt werden die Teebeutel nach drei Monaten. Dann kommen die Beteiligten entweder online oder bei einer frischen Tasse Tee im Forschungsmuseum Schöningen zusammen, um ihre Ergebnisse zu präsentieren.

Die Aktion »Expedition Erdreich« ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des Wissenschaftsjahres »Bioökonomie« 2020/2021.