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29.07.2021

Befestigte Siedlungen und Austauschnetzwerke in der Bronzezeit. Kontrollierten Burgen den frühen Handel in Europa und Westasien?

Abendvortrag von Lorenz Rahmstorf im Forschungsmuseum Schöningen am 26. August 2021, 20.00 Uhr.

Befestigungen um Siedlungen verstehen wir in erster Linie als ein Mittel zum Schutz und zur Abwehr von möglicher Gewalt. Ihre Bedeutung war allerdings durchaus vielfältiger. Zunächst ist zu klären, in welchem gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld frühe befestigte Siedlungen auftraten.

Schon während des frühen Neolithikums gab es gewaltige Großsiedlungen in Anatolien, die aber unbefestigt waren. Auch die sog. Erdwerke des Neolithikums in Mitteleuropa zeigen keine klaren Indizien dafür, dass sie vor allem fortifikatorische Funktionen besaßen. Während der Kupferzeit, also ab dem Zeitpunkt als Metalle (Kupfer, Gold, Silber) erstmals eine Rolle spielen, lassen sich dann in einigen Regionen durchaus interessante neue Entwicklungen erkennen. In Nordostbulgarien, wo wir die berühmten, sehr reich mit Gold- und Kupferobjekten ausgestatteten Grabfunde von Varna kennen, sind auch zeitgleiche, mit Steinmauern umschlossene Siedlungen bekannt. Diese Siedlungen und die Konzentrationen von frühen Kupferwaffen treten damit gleichzeitig in diesem Raum auf. Aber erst mit dem Übergang von Kupfer- zur Bronzezeit werden in Vorderasien und in der Ägäis regelhaft befestigte Siedlungen gebaut. Um 2900 v. Chr. wurde eine 9 km lange und 5 m dicke Lehmziegelmauer um Uruk in Südmesopotamien errichtet, deren Bauherr Gilgameš, König von Uruk, gewesen sein soll. In Mitteleuropa sind dann in dann (meist wesentlich kleinere) befestigte (Höhen-)Siedlungen ab dem 2. Jahrtausend, vor allem in der jüngeren Frühbronzezeit und der Spätbronzezeit, typisch. Metallnutzung im großen Stil und das Vorkommen von befestigten Siedlungen sind somit gleichzeitige Erscheinungen.

Welche Funktionen besaßen Befestigungen nun? Bekanntlich wirken sie nach zwei Seiten: nach innen, da sie Schutz und Begrenzung bieten und nach außen, weil sie Macht(anspruch) und Prestige der Herrschenden versinnbildlichen. J. C. Scott hat kürzlich ihre nach innen wirkende Funktion zur Kontrolle und Einsperrung von Populationen als „Arbeitsvolk“ und „Steuerzahler“ prägnant betont. Im Vorderen Orient und im Ostmittelmeerraum ist die Koppelung von Befestigungen und außergewöhnlichen Sonderbauten innerhalb dieser Mauern augenscheinlich – für Europa bleibt dies meist unbekannt oder unklar. Somit fällt es schwer eine besonders privilegierte Gruppe („Elite“) architeturtypologisch erkennen zu wollen – wenn sie denn so existiert haben mag.

Oft wird angenommen, dass durch befestigte Siedlungen bzw. durch die dort Herrschenden Austauschnetzwerke überwacht und der Handel kontrolliert wurde. Aber wurden dort mehr Anzeichen für Handelsaktivitäten gefunden als anderswo? Sind dort Handelsgüter in größeren Mengen zu fassen und bestimmte Fundobjekte (z. B. Waagen und Gewichte) häufiger als an unbefestigten Orten? Die archäologischen, aber auch textlichen Indizien sprechen wenig dafür, dass über solche Orte der frühe Handel direkt gesteuert wurde. Vielmehr scheint die Eigeninitiative der Händler maßgeblich gewesen zu sein. Befestigte Orte bzw. die dort Herrschenden waren aber von Bedeutung, wenn ein rechtlicher Rahmen durchgesetzt werden sollte oder auch Güter beschützt werden mussten. Somit kann man befestigte Orte durchaus auch als Ausdruck und Ergebnis verstärkter Handelsinitiativen verstehen.

Lorenz Rahmstorf: Befestigte Siedlungen und Austauschnetzwerke in der Bronzezeit. Kontrollierten Burgen den frühen Handel in Europa und Westasien?
Wo:
Forschungsmuseum Schöningen, Paläon 1, 38364 Schöningen
Wann: Donnerstag, 26.08.2021, 20:00 Uhr

+++ Die Veranstaltung ist ausgebucht. Seit 26. August, 12.00 Uhr, werden keine weiteren Anmeldungen mehr angenommen +++

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